Dienstag, 30. Juni 2009

NightTrainToLisboa

Als der Zug knapp vor Porto
über die altersschwachen Weichen rumpelt,
standest Du vor mir,
nackt, bloß,heiß, aller Liebe süchtig und wert.
Sagte ich Dir nicht,
komm zu mir, bette Dich an mein Herz und es schlug so wild,
so nahe dem Deinen?
Die Signale knapp vor Porto stehn in den meisten Fällen auf Gelb;
dies rät dem Führer der Lokomotive,
die Weiterreise auf eigene Faust zu unternehmen, also auf eigenes
Risiko. Wir stehen im engen Durchgang
zum Restaurantwaggon,
es ist ein Rütteln, ein Rumpeln.
Der Kondukteur
zwängt sich angstvoll durch die Schar der dichtgepressten Leute, der
Kondukteur sieht aus wie ein pensionierter Kriegsgeneral der
portugiesischen Luftwaffen.
Im Restaurantwagen also
bietet man uns heißen Tee
mit braunen Zuckerwürfeln von Kandis;
du rauchtest eine schlanke,
nach Ingwer und Myrrhe duftende Cigarette
im zehnzoll langen Spitz, oh, wie mondän Du aussahst, Carmencita!
Wir kommen an in Porto
und es liegt ein gläsernes Licht über der Stadt,
es duftet: nach Blüten, nach Verdammnis.
Deine Hand stiehlt sich in die meine.
So gelangen wir in den Bauch der Stadt Porto.

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