Samstag, 14. Juli 2012

TwoMenSittingNearFukushimaByQuarrel

voices


Siddharta lauschte. Er war nun ganz Lauscher, ganz ins Zuhören
vertieft, ganz leer, ganz einsaugend, er fühlte, dass er nun das
Lauschen zu Ende gelernt habe. Oft schon hatte er all dies gehört,
diese vielen Stimmen im Fluss, heute klang es neu. Schon konnte
er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von
weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle
zusammen, Klage der Sehnsucht und lachen des Wissenden, Schrei
des Zorns und Stöhnen der Sterbenden, alles war Eins, alles war
ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen.
Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle
Leiden, alle Lust, alles Gute und Böse, alles zusammen war die
Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die
Musik des Lebens. Und wenn Siddharta aufmerksam diesem Fluss,
diesem tausendstimmigen Liede lauschte, wenn er nicht auf das
Leid noch auf das Lachen hörte, wenn er seine Seele nicht an
irgendeine Stimme band und mit seinem Ich in sie einging, sondern
alle hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das große
Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Worte, das hieß OM:
die Vollendung

Hermann Hesse: Siddharta

WithoutWords

Mahlzeit!

NearLeobenBeforeHeavyWeatherJuly2012

omg

Dienstag, 10. Juli 2012