Freitag, 2. Oktober 2009

only a child

An einem Mittag gegen Frühlingsende
Hatte ich einen Traum, deutlich wie eine Fotografie,
Ich sah Jesus Christus auf die Erde kommen,

Den Hang eines Berges hinab,
Wieder zum Kind geworden,
Lief und rollte er durchs Gras,
Und riß Blumen aus, um sie fortzuwerfen,
Und lachte, daß man es schon von weitem vernahm.

Er war dem Himmel entflohen,
Er war zusehr unser, um sich
Als zweite Person der Dreifaltigkeit auszugeben,
Im Himmel war alles falsch, stand alles in Mißklang
Zu Blumen und Bäumen und Steinen.
Im Himmel mußte er immer ernsthaft bleiben,
Und immer wieder aufs neue Mensch werden
Und hoch ans Kreuz und sterben
Mit einer Dornenkrone
Und nägeldurchbohrten Füßen
Und einem Tuch um die Hüften
Wie die Schwarzen auf Bildern,
Nicht einmal Vater und Mutter durfte er haben
Wie die anderen Kinder.
Zwei Personen waren sein Vater -
Ein Alter namens Joseph, ein Zimmermann,
Und der war nicht sein Vater;
Und der andere Vater war eine dumme Taube,

Die einzige häßliche Taube dieser Welt,
Denn sie war nicht von dieser Welt noch war
sie Taube.
Und seine Mutter hatte nicht geliebt, bevor sie ihn gebar.
Sie war keine Frau: sie war ein Koffer,
In dem er vom Himmel kam.
Und er, der nur Kind einer Mutter war,
Aber nie einen Vater hatte, den er achten und lieben
konnte,
Sollte Güte und Gerechtigkeit predigen!

Eines Tages, als Gott gerade schlief
Und der Heilige Geist umherflog,
Lief er zur Truhe mit den Wundern und stahl daraus drei,
Mit dem ersten bewirkte er, daß niemand von seiner
Flucht erfuhr -
Mit dem zweiten schuf er sich ewiges Menschensein und
wurde zum Kind.
Mit dem dritten schuf er einen ewig gekreuzigten Christus
Und ließ ihn an dem Kreuz hängen, daß im Himmel steht
Und allen anderen als Vorbild dient.
Dann flüchtete er zur Sonne
Und stieg an dem ersten Strahl herab, den er fassen konnte.

Heute lebt er bei mir in meinem Dorf,
Er ist ein Kind mit einem hübschen, natürlichen Lachen.
Wischt sich die Nase mit dem rechten Arm,
Planscht in den Pfützen,
Pflückt Blumen, freut sich daran und vergißt sie.
Wirft mit Steinen nach den Eseln,
Stiehlt Obst aus den Gärten
Und läuft schreiend und heulend vor den Hunden davon.
Und weil er weiß, sie mögen das nicht,
Aber alle Leute es spaßig finden,
Läuft er den Mädchen nach,
Die, den Krug auf dem Kopf,
In Gruppen über die Straßen ziehen,
Und hebt ihnen die Röcke hoch.
......
(Fernando Pessoa)

MyShop, Vienna Voll.I

MyShop, Vienna Vol.II

can you see me mama

Thats Soul

Ying&Yang

I can read

Mittwoch, 30. September 2009

ChillOutNow!

Der verliebte Hirte

Als ich dich nicht hatte,
Liebte ich die Natur wie ein stiller Mönch Christus...
Nun liebe ich die Natur
Wie ein stiller Mönch die Jungfrau Maria,
Andächtig und auf meine Weise, wie zuvor
Und doch anders, stärker berührt und
unmittelbarer....
Ich sehe die Flüse besser, wenn ich mit dir
Über die Felder an ihr Ufer gehe;
Wenn ich an deiner Seite sitzend die Wolken
betrachte,
Betrachte ich sie aufmerksamer....
Du hast mir die Natur nicht genommen....
Du hast die Natur verändert....
Hast sie mir nahe gebracht.
Weil du da bist, sehe ich sie besser und doch
als dieselbe,
Weil du mich liebst, liebe ich sie auf die gleiche
Weise, doch stärker,
Weil du mich erwählt hast, dich zu haben und
dich zu lieben,
Ruht mein Blick länger auf ihr,
Auf allem, was da ist.

Ich bereue nicht, daß ich war, der ich war,
Da ich es noch immer bin.
Ich bereue nur, dich früher nicht geliebt
zu haben.

(Fernando Pessoa)