Freitag, 6. November 2009

zwei mal - BROT

...und nun das BROT: Teile es in drei dicke
Scheiben, die Scheiben in Würfel. Kaue jeden
Würfel lange und sorgfältig. Schmecke das
Korn darin, den Regen, den Sturm. Laß den
Geschmack der Sonne auf der Zunge zergehen.

Brot ist Leben. Wer dem anderen Brot stiehtl,
nimmt ihm das Leben.

...Aber ich muß noch die Masochisten erwähnen,
die Mitglieder eines geheimen Kultes mit Bot. Sie
stecken ihre Ration in einen Beutel, den sie immer
mit sich herumtragen, und peinigen sich selber
mit einer Illusion. Das Brot, außen am Körper
statt innen, nährt vielleicht die Phantasie, unter-
höhl aber die letzten Kräfte. Während der Arbeit
..., nach einem ausgetüftelten Plan, holen sie
winzige Stücke Lebensstoff aus dem Beutel
hervor, über den ganzen Tag verteilt. Närrisch.

Und dann noch die Leute wie Pechmann und
andere, die aus einem Kanten Brot eine Mahlzeit
machen, sozusagen mit sieben Gängen, sich hin-
setzen, das sorgsam aufbewahrte Brot hervor-
holen und Wohlbehagen zelebrieren.

(Fred Wander - Der siebente Brunnen)

Mit Brot wird heute sehr achtlos umgegangen.
Wien entsorgt täglich so viel Brot, wie die
Bevölkerung von Graz benötigt.

(Quelle: Vorarlberger Magazin
Bild Brotberg: haefely.info)

Brot.
Schmecke das Korn darin,
den Regen,
den Sturm.
Laß den Geschmack der Sonne
auf der Zunge zergehen.

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