Sonntag, 6. September 2009

a mirror

Das Beste der Welt liegt in den vielen Welten,
die die Welt enthält, den ganz verschiedenen
Melodien des Lebens, seinen Schmerzen und
vielerlei Schattierungen: den tausendundeiner
Arten zu leben und zu lieben, zu glauben und
zu schaffen, zu essen, zu arbeiten, tanzen,
spielen, reden, leiden und zu feiern, wie wir
im Laufe von Tausenden und Abertausenden
von Jahren entdeckt haben.
Die Gleichmacherei, die uns uniformiert und
verdummt, lässt sich nicht messen. Kein
Computer ist in der Lage, all die Verbrechen
zu messen, die die Industrie der Massenkultur
tagtäglich gegen den menschlichen Regen-
bogen und das menschliche Recht auf eine
eigene Identität begeht. Doch ihre vernich-
tenden Fortschritte sind augenfällig. Die Zeit
wird der Geschichte entleert, und der Raum
erkennt die erstaunliche Vielfalt seiner vielen
Teile gar nicht mehr. Durch die Massen-
medien verkünden uns die Herrscher der
Welt die Pflicht, die wir alle haben, uns nur
noch in einem einzigen Spiegel zu betrachten,
der die Werte der Konsumwelt zurückwirft.
(Eduardo Galeano - Die Füße nach oben)

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