Donnerstag, 3. Juni 2010

lesen und schreiben

ist beim Träumen und Wachsein zur verrückten
Manie geworden. Manchmal komme ich mir wie
ein Buchstabe oder Stift vor. Ein Alptraum bringt
mich bisweilen zur Verzweiflung. Ich habe kein
Geld, um ein Heft zu kaufen, also sammle ich altes,
gebrauchtes Papier, um darauf zu schreiben. Aber
man hat vorher Schurrus darin eingewickelt, so daß
alles Geschriebene in den Ölflecken verschwindet.
Hier ein Wort, da ein Wort. Ich tröste mich mit den
Ornamenten. Manchmal gibt es auf einem Blatt Bilder,
wie Jungen sie zeichnen. Meine Schmutzigkeit und
meine Magerkeit lassen mich die fleischliche Wollust
vergessen. Mir ist, als hätte ich sie noch nie ausgekostet.
Verfluchte Welt der Läuse, wo man dermaßen nach
Verwesung stinkt, daß einem das Kotzen kommt und
man zu ersticken droht.

(aus Mohamed Choukri: Zeit der Fehler)

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